Nein zu Kohle, ja zu Kohlenstoff. Synergien zwischen Stahlerzeugung und Landwirtschaft
E Environment and Energy
Edited by Marco Taesi

Schrott, neuer Stahl. Und immer so weiter.

Besser noch als Snowpiercer, der ewig fahrende Zug. Aber der Kreislauf ist immer derselbe, insbesondere bei der Elektrostahlerzeugung. Ein kreislaufwirtschaftlicher und darum positiver Prozess, durch den Abfall unendlich viele Male rückgewonnen werden kann.

"Das stimmt schon, aber auch bei der Erzeugung von neuem Stahl gibt es Abfälle, Emissionen, negative Umweltfolgen..."

Das stimmt, ist aber nicht die ganze Wahrheit. Denn heute streben die großen Stahlunternehmen nach einer Reduzierung der Abfallmengen und der Emissionen. Das ist keineswegs leicht. Dazu braucht es Technologien, Ideen und auch ein wenig Kreativität

 

Stimmt’s, Prof. Mapelli? 

Absolut. In der Stahlbranche sind interessante Synergien möglich. Insbesondere mit dem primären Sektor.

Können Sie das näher erläutern? 

In der Vergangenheit bestand die Verknüpfung zwischen Stahlindustrie und dem primären Sektor fast nur im Bereich des Erzabbaus. In der Zukunft wird es allerdings eine engere Zusammenarbeit mit der Land- und Nahrungsmittelwirtschaft geben.

Dann kommt es wohl noch so weit, dass wir Brot und Stahl essen? 

Nein, aber es kann eine bilaterale Kooperation zwischen beiden Bereichen geben. Einerseits können Abfälle aus der Landwirtschaft als Energieressource ohne Treibhausgasemissionen genutzt werden. Andererseits kann die Stahlbranche kalkreiche Schlacken als Bestandteil von Bodenverbesserern und Düngemitteln liefern. Das sind natürlich nur Beispiele, die jedoch zeigen, dass Kreislaufwirtschaft und das Ziel der Senkung von Emissionen zu wachsendem wechselseitigem Interesse von Branchen aneinander führen, zwischen denen es früher keinen Dialog zu diesen Themen gab. Und da wäre ja noch das Element, das am meisten verbindet. 

Und das wäre? 

Kohlenstoff! Denn Kohlenstoff ist sowohl bei der Stahlerzeugung als auch in der landwirtschaftlichen Produktion grundlegend. 

Aber sollte es nicht um Dekarbonisierung gehen? 

Wir müssen auf fossilen Kohlenstoff verzichten, nicht aber auf Kohlenstoff an sich. Insbesondere biogener Kohlenstoff, der als Biokohlenstoff oder Biogas Chancen bietet. 

Was haben wir noch von der Zukunft zu erwarten? 

Ich denke, die Stahlbranche hat im Vergleich zu anderen Branchen Veränderungen schon vorweggenommen. Stahlwerke sind heute anders. In diesem Prozess des Wandels ist insbesondere die italienische Stahlindustrie sehr weit. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss sie hauptsächlich auf zwei Dinge zählen können: Zugang zu grünen Finanzierungen und Verfügbarkeit von intellektuellen Ressourcen, die auf der Höhe der Anforderungen sind. Das sind für die Stahlbranche und ihre Weiterentwicklung die Schlüssel zum Erfolg. 

 

Carlo Mapelli

Carlo Mapelli wurde am 23. Oktober 1973 geboren und hat nach dem Abschluss des Don-Bosco-Gymnasiums in Treviglio ein Studium der Werkstofftechnik am Politecnico di Milano absolviert. Er promovierte in Metallurgietechnik am Politecnico di Torino und wurde 2001 zum Forscher auf Lebenszeit ernannt. 2010 wurde er ordentlicher Professor an der Abteilung für Mechanik des Politecnico di Milano, wo er die Forschungsgruppe Stahlerzeugung und metallurgische Prozesse leitet und Kurse in angewandter Metallurgie und Werkstofftechnik, Recycling und Umweltauswirkungen hält. Er hat mehr als 200 wissenschaftliche Veröffentlichungen vorzuweisen und ist Mitglied des Verwaltungsrats von Siderweb, Finarvedi und JSW-Italia. Er wurde als Regierungsvertreter in den Verwaltungsrat der Acciaierie d'Italia berufen.

Marco Taesi

Bei Feralpi kümmere ich mich um die Kommunikation. Ich bin für die Medienarbeit und die Entwicklung von den digitalen und nicht-digitalen Inhalten zuständig. Ich liebe das Erzählen. Ich schreibe gern. Das mache ich in meiner Freizeit aus Leidenschaft und auch für die Arbeit, auch als Journalist. Ich kann mich also wirklich glücklich schätzen. Wie man so schön sagt: „Wähle einen Beruf, den du liebst und du brauchst keinen Tag mehr in deinem Leben zu arbeiten.“ Konfuzius hatte recht (aber sagt das bloß nicht dem Chef). An diesem Punkt sollte ich jetzt laut der Vorgaben, die wir bekommen haben, eigentlich schreiben, was meine Leidenschaft ist. Zwei stehen da mit Abstand an der Spitze: Giulia und Lorenzo. Abends steht mir die schwierigste, aber gleichzeitig auch die schönste Arbeit bevor. Einfach Papa sein.